Die Ratthos’ im Allgemeinen und im Speziellen

Mammut Rundbold Light Shorts

Seltene Aufnahme von Miguel Indurain, nach seiner aktiven Zeit, hier entdeckt auf dem Homburgpaß

Zum Thema Ratthos’ habe ich ein spezielles Verhältnis. Rennradfahrerisch groß geworden bin ich noch in schwarzen Wollhosen mit Hirschledereinsatz. An sich kein Problem, denn es gab nix anderes. Jeder musste so rumlaufen. Anfänger wie Vollprofi.

Irgendwann kamen dann die hauchdünnen Lycrahosen mit dünnem, synthetischem Einsatz. Bis heute sind das meine Lieblingshosen. Jedoch UNTER einer möglichst schicken und geschmeidigen Shorts. Nur allein in einer Lycrahose eingewickelt fühle ich mich irgendwie entblöst. Denn so kommen mir die anderen vor. Austrainierte Hobby-, Amateur- und Profirennfahrer mal ausgenommen. Denn die Mehrzahl an Lycraträgern dürften diese aus ästhetischen Gründen einfach nicht tragen: deutliche Abdrücke der Geschlechtsorgane zwängen sich dem unfreiwilligen Beobachter auf oder auch Wurstringe, welche nicht aus Wurst bestehen oder orangenschalähnliche Zeichnungen unter der dünnen Lycraoberfläche, welche meistens nicht von Orangen stammen, sondern von weiblichen Zeitgenossinnen fortgeschrittenen Alters und fortgeschrittenen Zerfalls von Stilempfinden und Scham. Wenn dazu noch eine windeldicke Einlage die Beine spreizt, ist die Laune dahin. Die legendären froeaters aus dem Donautal bezeichneten dies lautmalerisch und treffend als „vollgeschissene Ratthos“.

Somit habe ich schon sehr früh mein Schamgefühl durch Shorts, auch auf dem Rennrad, besänftigt. Zuerst kamen die Mountainbiker drauf, doch es gibt auch immer mehr Traditionsbrecher, Renitente, Revoluzzer und Aufsässige, die auch auf dem Rennrad Shorts tragen und sich somit aus dem Kreis der „wahren Rennradfahrer“ hinauskatapultieren. Egal. Große Entscheidungen verlangen Opfer.

Doch nun zum eigentlichen Thema, meine neue Errungenschaft von Mammut. Es gibt von Mammut ja eigentlich keine Radhosen. Aber ich schau’ immer mal wieder in den Sportgeschäften bei den kurzen Wanderhosen vorbei. Mittlerweile sehen ein paar davon richtig gut aus, sind ultraleicht und haben einen sportlich-engen Schnitt. Und so bin ich über die Mammut Runbold Light Short gestolpert. Eine superleichte (159g), in 2 Richtungen stretchende Hose mit sportlichem, recht engem Schnitt, hinten etwas höher gezogen und, tatsächlich, mit einem eingenähten, sehr elastischen Zwickel, ähnlich einer hochwertigen Radshort. Dazu noch 2 offene Taschen vorne und einer reißverschliessenden Hinten. Was will man mehr! Einzige Unbekannte ist die Verschleißfestigkeit. Denn auf dem Sattel geht es schon ordentlich rund und es scheuert heftig an der Faser. Der Verkäufer hatte hier auch keine Erfahrungswerte, zeigte sich aber sehr zuversichtlich. Mammut steht schon seit Äonen für Spitzenqualität. Das Risiko gehe ich jetzt mal ein. Der Preis ist mit 69,- Euro nicht billig, aber fair und passend. Dass es keinen Abverkauf gibt spricht für das Produkt. Es ist fast nicht mehr zu bekommen, höchstens noch in „gieligen“ Farben, aber nicht in graphite (anthrazit). Ein mit fast allem kombinierbarer Farbton.

Die ersten Ausfahrten waren eine Erleuchtung: fast nicht spürbar, ultraleicht, flattert nicht, perfekte Paßform, praktisch und sieht gut aus. Für hitzige Tage absolut ideal. Und an den neuralgischen Punkten bisher noch keinerlei Verschleißanzeichen oder Materialumformung. Kurzum: richtige Entscheidung getroffen, einmal in nicht explizit für den Rattspocht ausgewiesene Shorts zu investieren, wenn diese mit sinnvollen, modernen Details ausgestattet ist. Und so kann ich, trotz leichter Wanderphobie, der Wanderszene ein dickes Plus ins Klassenbuch eintragen.

Mammut Runbold Light Shorts graphite

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