Der Hegau ist eine recht logisch umrissene Landschaft, welche höchstens kulturhistorisch Diskussionen aufreißen könnte. Die landschaftlichen Grenzen sind ziemlich deutlich zu erkennen. Solch’ einen Wechsel der Landschaft erfährt man etwa am bekannten Hegaublick (knapp 800m), am Fuße des Neuhewen (867m), zwischen Geisingen und Engen gelegen. Es ist ein kleiner Pass auf der Hegaualb, einem Höhenzug auf etwa 800m, welcher eben diese Landschaft nach Norden eingrenzt und schützt. Man hat einen herrlichen, ausgesetzten Blick nach Süden über das Hegaubecken, welches ab dem Herbst so gerne mit Nebel vollläuft. Mit Glück bekommt man noch ein umfassendes Alpenpanorama serviert, welches einem klein und ein wenig ergriffen werden lässt. Wie so oft auf den Hegauhöhen, ist es die Weite, welche am meisten beeindruckt.
Heute war wieder mal so ein trügerischer Herbstmorgen, an dem zuerst noch die Sonne und ein blauer Himmer “schöner Tag” suggerierte. Doch dann zog es sich doch noch zu, mit fiesem Hochnebel, welcher sich in Seenähe auch jetzt schon recht lange halten kann. Doch schon am späten Vormittag lugten wieder blaue Lücken durch die Stratusschicht. Also Bahn frei für eine Tour nach oben.
Die Aussicht auf Alpensicht ist nach solch einem Morgen sehr gering. Es müsste dann schon eine stabile Inversion her, aber die brauchen wir jetzt bitte noch nicht. Trotzdem ist es einfach nur herrlich, wenn man ab Engen über die fast unbewaldeten, stark landwirtschaftlich genutzen Flächen nach oben pedaliert. Wir nehmen die Anfahrt über den Hühnerbrunnerhof und den Planetenweg, der jedoch oberhalb der Strassenüberquerung in fiesen, sandigen Schotter übergeht und bis zur Strasse von Mauenheim teilweise Schiebearbeit erforderlich macht. Da sind halt die dünnen Rennradreifen nicht unbedingt drauf ausgelegt und fräsen sich in den Sand. Zumal starke Regengüsse den Untergrund ordentlich zerfurcht haben. Aber es gibt fast keine Alternative. Die Bundesstrasse ist nervzerfetzend und den Anstieg über Stetten nehmen wir heute als Abfahrt.
Interessanterweise ist es oben auch meist nur unmerklich kühler als unten. Man hat noch das Klima des Hegaus auf der Höhe. Doch sobald man nach Norden, Richtung Geisingen abfährt, wird es mit jedem Meter abwärts auch frischer. Man wechselt Landschaft und Klima. Vom milden Klima des Hegaus, ins rauhe Klima der Baar, mittelgebirgisch geprägt.
Auf der Terrasse des Restaurants Hegaublick, gönnen wir uns zwei ordentlich hochpreisige Cappuccino, welche selbst schweizerische Preise toppen. Doch bei so einer Lage kann man preislich bis an die Schmerzgrenze gehen. Am Wochenende ist es knallvoll, besonders wimmelt es hier von Motorradfahrern aus dem ganzen Südwesten und der Schweiz. Die Küche hat allerdings einen guten Ruf in der Gegend, uns ist es jedoch zu touristisch ausgelegt.
Den Heimweg nehmen wir über die Querung nach Stetten, auf der man sich wie auf einem Balkon radelnd wähnt und sich kaum sattsehen kann vom Weitblick. Schon in Stetten beginnt die Vernichtung der mühevoll erkämpften Höhenmeter mit rasender Geschwindigkeit bis Engen, wo wir uns dann gemütlich auf dem Radweg nach Singen bringen lassen.
Singen – Hausen – Mühlhausen – Engen – Hühnerbrunnerhof – Hegaublick – Stetten – Zimmerholz – Engen – Welschingen – Singen (45km)