Möchte man mal so richtig einen rauslassen in Sachen Bergradeln, bietet sich in Singen der Hohentwiel als perfekter Sparringspartner an, der nahezu direkt ab der Haustüre mit Überhängen aufwartet. Man kommt praktisch aus dem Überlebenskampf der Straße in den Überlebenskampf in Schnee und Eis am Berg. Unten urban und schon nach wenigen Metern die Einsamkeit der Subarktis. Zumindest gestern und zumindest abends, wenn die Infanteristen weg sind.
So radel ich an der Aach entlang bis zur winzigen Fussgänger-Bahnunterführung, die ich nach 1500m ab Downtown Fussgängerzone erreiche. Hier ist der Einstieg, Kette ganz links, nur noch Mountainbike natürlich, erster Gang, vom ersten Meter an. Und so geht es in wenigen Kehren durch ein kleines Wäldchen bis zur Fahrstraße, die zur Domäne führt. Diese folge ich dann bis zu eben dieser und lasse sie rechts liegen. Es geht, straight-ahead, den geteerten Fußweg weiter, der im oberen Drittel leicht überhängend wird. Es folgt eine vergleichsweise lässig-lockere Erholungssteigung mit schönem Ausblick hintenraus Richtung Hilzingen. Doch schon nach kurzer Wegstrecke steigt es wieder zackig an bis zum Tunnel, der mit groben, aber fest installierten Steinen die letzten Meter zur Karlsbastion ziert. Am Kiosk ist dann Schluss für den Rattspochtler. Ab hier nur noch zu Fuß und nur noch gegen Kohle. Somit ist der Gipfel mit Festung, welche Napoleon zur Ruine schliff, nicht per Ratt legal zu erreichen.
Doch auch bis zur Karlsbastion ergeben sich beachtliche Verhältnisse:
Auf 1800m Wegstrecke werden 210hm erklommen. Dieser ordentliche Quotient wird richtig bildhaft, wenn man sich vorstellt, diese Strecke immer wieder hoch und runterzufahren, bis 100km erreicht sind. Dann hätte man auf dieser 100km-Ausfahrt mal schlappe 5.800 Höhenmeter weggedrückt!
Soweit habe ich es noch nicht kommen lassen. Aber ich mag am Hohentwiel, dass man direkt ab der Haustüre seine Bergfestigkeit prüfen kann und dabei noch zu einer historisch dekorierten Aussicht über Stadt, See, Berge und Umland gelangt, inklusive einer Bergentrücktheit, wenn man in die Dämmerung hineingleitet.
Wer noch mehr alpines Bergerlebnis am Hohentwiel sucht, dem sei zum Downhill noch ein kleiner, knackiger Trail empfohlen. Östlich der Karlsbastion, unterhalb der großen Mauer, befindet sich der Einstieg.
Motto: alles fahrbar!
Für mich allerdings nur bedingt 😉
In der Tat mein lieber Klausi, das wäre ein toller Trail! Hier oben bin ich allerdings dem Naturschutz verpflichtet und respektiere das Fahrverbot. Da gehe ich lieber zu Fuss und gehe somit dem möglichen Konflikt Fussgänger-Mountainbiker aus dem Weg. Auch wenn es mir schwer fällt.