Lieblingsweg über dem Nebel

Wenn mein lieber Kollege racing_fool schon mal gerne süffisant einwirft, meine Berichte dienten nur dazu, dem geneigten Leser “eine rein zu drücken” von wegen “die schönste Ecke Deutschlands” ohne Kleingedrucktes, ohne Kehrseite, dann sei an dieser Stelle und zu dieser Jahreszeit gesagt: ja, es gibt hier auch das “Kleingedruckte”: Nebel!

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Ah jetzt ja, eine Insel, ah jetzt ja, eine Insel…

Prinzipiell nicht so arg schlimm, kommt ja mal vor im Herbst und Winter, aber, und das ist das Niederträchtige, man will nicht der einzige sein, der im Nebel hockt, während der Rest der Nation sich vor der gleißenden Sonne schützen muss! Will heißen: der Nebel kann sich in der Bodenseeregion recht hartnäckig halten, während im Umland, welches ein paar Meter höher und nur wenige Kilometer entfernt liegt, die Kollegen bei 10° wärmer und Sonne pur, mit stahlblauem Himmel, breit grinsen.

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Der Postweg: links der üppige Hegau, recht nippt schon der Schwarzwald mit den Ausläufern der Baar

Unter der Woche, wenn die Arbeit die Prioritäten weg vom Wetter lotst, erträgt man stoisch die Ungerechtigkeit. Aber dann, am Wochenende, da muss man raus und rauf. Und da zieht es mich auf meinen Lieblingsweg: der Postweg, zwischen Tengen und Stetten, ganz grob gesagt. Es ist eine logische optische und klimatische Grenze im westlichen Hegau mit grandiosem Blick über die komplette Erdkugel. Das ist nicht ganz die Wahrheit, aber fast. Schon Napoleon nutzte den Überlick dieser 800m-Höhenlinie für seine Truppenbewegungen, festgehalten und nachzulesen am sog. Napoleonseck.

Also, werter Bergradfahrer, wenn du in den Hegau kommst, versäume es nicht, den Postweg zu beradeln!

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Der Großimperator besieht sich zufrieden das für NC zurückeroberte Land. Rechts die markante Doppelspitze des Stoffel (Hohenstoffeln 842m), links, zwischen Balken und Rucksack, der Höwen (Hohenhewen 844m), dazwischen, und etwas weiter entfernt, der Hohentwiel (Singener Hausberg 690m) und ganz hinten am Horizont, noch leicht zu erkennen, die eidgenössische Bastion des Säntis (2.502m)
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Die Nebelwand walzt heran und verschlingt alles… links lugt die Schädeldecke des Höwen, rechts die Doppelspitze des Stoffel aus der Suppe heraus und im Hintergrund die Alpen
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Pray for no fog and a good ride! Auf dem unbekannten Bisberg (767m) bei Watterdingen: hinten zieht sich die Linie des Postwegs am Horizont und am Waldsaum entlang.

4 Gedanken zu „Lieblingsweg über dem Nebel“

  1. Wenn man sich im Nebel hochquält, hofft man die ganze Zeit, es möge doch bitte da oben die Sonne scheinen. Sowie man die Sonne findet und einem alles plötzlich wunderbar erscheint, kommen auch sogleich die Lebensgeister zurück und man fliegt fast weiter…Es ist schon mystisch, wenn man so in den Nebel runter schaut und manchmal kommt man aus dem Staunen nicht heraus. Ja, diese unvergleichliche Stimmung hat was!!!!

  2. hmmm, bei diesen Bilder kann ich ehrlich gesagt nicht erkennen, wo es denn hier bitte schön eine “Kehrseite” geben soll. Ergo nur mal wieder ein Beweis meiner Behauptung über den eigentlichen Zweck deiner Berichte. Und komm mir jetzt nicht mit: jaaaaa, aber unten am See, da hocken wir mitten in der Suppe … ich vermute viel eher, dass eure Penthouse Wohnung in Singen exakt über der Nebelgrenze liegt und Ihr von dort einen NOCH geileren Blick als sonst genießt …

  3. Nunja, wenn man am Morgen in seinem Penthouse-Loft im achtundvierzigsten in der Chill-Out-Lounge sich fläzt und anregend diskutiert, ob sich die Suppe im Laufe des Tages noch verzieht, ob man per Ratt in die höheren Lagen der Umgebung radelt, um dann festzustellen, dass 800m nicht reichen und man doch besser mit dem Auto Richtung Feldberg, Säntis oder Allgäu gefahren wäre, oder ob man nun tatsächlich doch noch in die Karre steigt, was eigentlich schon zu spät ist und vor allem schon abertausend andere Nebelbewohner im Sinn haben, dann kann das zu leichten Aggressionen und Spannungen führen und den einen oder anderen Fluch entweichen lassen. Und dann ruft auch noch der Kollege aus dem Northwood an und fragt hinterhältig, ob man auch so hammer Sonne hat. HALT’S MAUL! 😉

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